thewhiteladys - - Ohne Titel -

Ein Schatten stand am Fenster. Es war eine junge Frau. Sie lies ihren Blick in die Ferne schweifen. Es herrschte tiefste Nacht, welche nur von einer Kerze erhellt wurde. Die Flammen züngelten empor. Sie tanzten in einem schwachen Windstoß des offenen Fensters. Tote Augen beobachteten die Frau. Augen aus vergangenen Tagen. Aus besseren Tagen. Sie murmelte vor sich hin, es schien als fürte sie Selbstgespräche. " Diese Welt ist verdorben." " Warum?", fragte eine tiefe Männerstimme. " Es gibt nichts, was es nicht ist.... Verdorben...", hachte die Frau. Sie sprach leise. Fast flüsternt. Weiter aus dem Fenster starrend führ sie fort: " Du hast es doch auch gesagt. Sie sollte verschwinden. Einfach verschwinden, sagtest du." Der Mann schwieg einige Zeit, bis er ihr schließlich antwortete. " Ja... Das habe ich gesagt." " Und du hast deine Meinung geändert?", fragte sie vorsichtig. Seine Antwort war roh und hart. " Nein." Die Frau lächelte. " Dann ist gut." Die Beiden schwiegen, so dass nur noch das Zischen der Kerze im Wind zu hören war. Bis sie schließlich ausging. Ein Schatten erhob sich aus der Dunkelheit des Zimmers. " Ich werde gehen.", sagte der Mann. Kaum merklich nickte die Frau und zum ersten Mal seitdem der Mann das Zimmer betreten hatte wandte sie ihren Blick vom Fenster ab. Sie stirrte in die Finsternis. Er wusste, dass sie ihn ansah. Mit jeder Faser seines Körpers spürte er es. Es war immer noch erregend dieses Gefühl das sie ihm gab. Sie hatte ihn erwählt ihr zu helfen und er würde sie nicht entteuschen. Behände fand er seinen Weg durch den Raum. Eine Tür gab es nicht. Die gab es schon lange nicht mehr. Das Haus war alt. Uralt. Die Holzdielen ächsten und knarrten unter seinen Füßen, während er sie verließ. Sie hatte ihren Blick wieder aus dem Fenster gerichtet und sie lächelte. Dies tat sie nicht oft. Es kaum einen Grund dazu. Aber ein Gefühl der Freude schlich sich in ihr Herz. Es lief alles nach Plan und solange sich jeder ans Drehbuch hielt würde es bald sehr interessant werden. Aus dem Augenwinkel sah sie einen kleinen Schatten durch die Luft segeln. Sie fixierte, wobei sie ihre Augen zusammen kniff und ihre Stirn leicht runzelte. Dann erkannte sie den kleinen Kautz. Er zog noch eine Bahn vor dem Fenster bevor er sich auf einem Ast niederlies. Die Frau beachtete ihn nicht weiter. Ihr interesse galt nun etwas anderem. Etwas wichtigerem. Darum verließ sie ihren Platz und ging den gleichen Weg, den der Mann schon gegangen war. Ganz in Gedanken darüber was sie tun würde, wenn ihr Plan sich erfüllte. Darüber zu neuen Taten angeregt nahm sie zwei Stufen auf einmal. Ihre Schuhe klackerten laut. Das Geräusch schwoll im leeren Treppenhaus zu einem Echo an. Es schien laut wie ein Gewitter zu sein. Vor dem Haus parkte ein weißer Wagen. Das war nicht der Wagen der Frau und der Wagen irritierte sie. Normalerweise kam niemand zu dieser Zeit hier her. Normalerweise kam nie jemand hier her. Das Gebäude war verlassen und leer. Zu jeder Zeit, immer. Krumme Geschäfte?, überlegte die Frau. Vielleicht waren es Kriminelle. Oder vielleicht waren es die Hüter von Recht und Ordnung. Egal welche Partei von beiden der Besitzer des Wagens angehörte, sie wollte nichts mit ihm zu tun haben. Es gab wichtigeres. Schnell bog sie nach links in eine Seitengasse. Der kühle Nachwind legte sich wie ein samtenes Tuch um sie, während sie mit immer schnelleren Schritten in der Dunkelheit verschwand.